Von der Ölflamme in die Zukunft
Wie ein Vorarlberger seine Heizung nicht ausmustert, sondern neu denkt – und dabei einen gangbaren Weg in Richtung klimafreundliches Heizen aufzeigt.
Audio wurde mit KI generiert
Kurze Zusammenfassung:
- Peter Aberer verwandelt seinen alten Ölkessel in ein Labor für klimaneutrale Energie.
- Mit HVO – einem Treibstoff aus Abfällen – beweist er, dass Zukunft auch im Keller beginnen kann.
- Statt Abriss setzt er auf Weiterdenken: Nachhaltigkeit ohne Komplettumbau.
- Seine Tests zeigen: Alte Heizungen können sauber laufen – wenn man sie lässt.
- Doch bis Politik und Förderung nachziehen, bleibt sein Projekt ein leises Plädoyer für Vernunft und Veränderung.
Peter Aberer ist keiner, der gerne etwas wegwirft, was noch funktioniert. Vor allem nicht, wenn es über Jahre verlässlich seinen Dienst getan hat. Er ist Geschäftsführer eines Energieunternehmens, aber vor allem ist er Hausbesitzer und jemand, der sich Gedanken macht: über Energie, über Verantwortung, über Zukunft.

Der Wandel beginnt im eigenen Keller
2017 stand für ihn fest: „Ich will’s wissen.“ Gemeinsam mit dem EWO – dem österreichischen Kompetenzzentrum für flüssige – insbesondere erneuerbare - Energie in allen Anwendungsgebieten – wurde seine bestehende Ölheizanlage zur Teststation. Nicht für irgendein Produkt, sondern für HVO – Hydrotreated Vegetable Oil, ein neuartiger, synthetischer Brennstoff, hergestellt aus Abfällen und Altfetten. Was chemisch klingt, ist im Alltag revolutionär: Der klimaneutrale innovative Brennstoff kann ohne Umbauten in herkömmlichen Heizungen eingesetzt werden.
Peter füllte das neue Produkt einfach in seinen Öltank – ohne Umrüstung, ohne Umbau. „Und es hat funktioniert und das völlig problemlos.“
Tradition trifft Technologie
Für ihn steht fest: Die Wahl des Heizsystems muss individuell bleiben dürfen. Nicht jeder hat die Möglichkeit, 30.000 Euro oder mehr in ein neues System zu investieren – oder die Zeit und Nerven für monatelange Baustellen im eigenen Zuhause.
Mit HVO lassen sich alte Systeme weiter nutzen – aber auf eine neue Art. „Das ist keine Rückwärtsgewandtheit“, sagt Peter. „Das ist ein Fortschritt, der Bewährtes integriert.“
„Wir reden viel über Wärmepumpen, Photovoltaik, Strom. Aber was ist mit all den Menschen, die eine funktionierende Ölheizung haben?“, fragte sich Peter.
Getestet. Getan. Gelungen.
Von 2018 bis 2023 wurden in Österreich insgesamt 13 Anlagen – privat und gewerblich – mit HVO getestet. Die Ergebnisse sind durchwegs positiv: Kompatibilität, saubere Verbrennung, keine technischen Komplikationen. Nur ein Detail wird empfohlen: eine Tankreinigung vor der Umstellung, um Kondenswasser oder Schwebstoffe zu entfernen. Kostenpunkt: etwa 500 bis 800 Euro – weit entfernt von einer Komplettsanierung.
In einem Selbsttest hat Peter die Anlage bei sich zu Hause getestet. Es war sein eigenes Pilotprojekt. Erfahre, was Peter über den HVO Praxistest zu sagen hat:
Doch was heute technisch funktioniert, scheitert oft noch politisch. Denn: Während im Verkehrssektor HVO durch Quotenmodelle gefördert wird, fehlt diese Anerkennung im Heizmarkt. Das macht das Produkt künstlich teuer – und erschwert den Umstieg.
Ein Appell an die Politik
Peter findet klare Worte für die Zukunft:
„Wir brauchen die politische Gleichstellung von flüssigen, erneuerbaren Brennstoffen im Heizbereich. Nur dann haben Endverbraucherinnen und -verbraucher eine echte Wahl.“
Was ihn antreibt, ist nicht nur seine Rolle als Energiehändler. Es ist das Wissen, dass Lösungen da sind – aber ihre Umsetzung stockt.
Energie speichern, Krisen überstehen
„Was viele vergessen: Flüssige Energie ist nicht nur effizient, sondern auch krisenfest.“ Der Vorrat im eigenen Tank – etwa 2.000 Liter – gibt Sicherheit. In Zeiten von Stromausfällen oder Gasengpässen ist das ein unschätzbarer Vorteil. „Das haben wir 2022 alle gespürt“, sagt Peter. „Plötzlich war der volle Heizöltank im Keller mehr wert als jedes Versprechen auf zukünftige Versorgung.“

Zwischen Innovation und Bodenhaftung
In einem kurzen Video erzählt Peter seine Geschichte selbst. Ohne große Inszenierung, ohne PR-Vokabular. Einfach als Mensch, der es ausprobiert hat – und überzeugt ist.
Die Technologie ist da. Die Praxistests sind bestanden. Die Anlagen funktionieren. Was jetzt fehlt? Politische Anerkennung, Fördermodelle, klare Spielregeln.
„Die Zukunft muss nicht immer neu erfunden werden – manchmal reicht es, das Bestehende neu zu denken.“ Ein Satz, der bleibt, wenn man mit Peter spricht. Vielleicht, weil er so simpel klingt. Vielleicht aber auch, weil er so viel Wahrheit enthält.


