Sprichst du über den Tod?

Palliative Care goes school

Audio wurde mit KI generiert

Kurze Zusammenfassung:

  • Palliative Care goes school bricht Tabus und zeigt Jugendlichen, dass auch Sterben mit Hoffnung und Humor verbunden sein kann.
  • Andrea Moosbrugger und Dr. Otto Gehmacher bringen das Thema Tod interaktiv und einfühlsam in rund 60 Schulklassen jährlich.
  • Jugendliche entdecken, dass Palliativarbeit nicht nur traurig ist – sondern auch voller Leben, Mut und schöner, wertvoller Momente steckt.
  • Offene Gespräche und kreative Methoden wie Poster, Diskussionen und Quiz helfen, Ängste abzubauen und echtes Interesse zu wecken.
  • Das Projekt fördert nicht nur Bewusstsein, sondern auch die Begeisterung für Berufe im Gesundheitswesen – eine echte Win-Win-Situation!

Tod. Sterben. Themen, über die man nicht spricht. Vor allem nicht mit Jugendlichen. Obwohl rund zwei Drittel der Jugendlichen bereits einen Verlust erlitten haben.

Darüber sprechen, informieren, aufklären. Das machen DGKP Andrea Moosbrugger und Dr. Otto Gehmacher. Sie gehen in Schulen und sprechen mit Jugendlichen über die Palliative Care, übers Sterben und den Tod. Aber auch über die Hoffnung, das Leben und ganz wichtig: Humor.

„Mit Palliative Care goes school wollen wir Tabus brechen und aufzeigen, dass es in der Palliativarbeit auch viel Freude und schöne Momente gibt“, erzählt Andrea und Dr. Otto Gehmacher ergänzt: „Zu Beginn verbinden die Jugendlichen damit oft eher Trauriges oder Negatives. Doch nach unserem Besuch verbinden sie es auch mit Humor, Hoffnung und einem erfüllenden Leben.“

„Mit Palliative Care goes school wollen wir Tabus brechen und aufzeigen, dass es in der Palliativarbeit auch viel Freude und schöne Momente gibt“, erzählt Andrea und Otto ergänzt: „Zu Beginn verbinden die Jugendlichen damit oft eher Trauriges oder Negatives. Doch nach unserem Besuch verbinden sie es auch mit Humor, Hoffnung und einem erfüllenden Leben.“

Sterben und Tod sind auch oft unweigerlich mit der Palliative Care verbunden. Doch: „Viele wissen nicht, dass über 60 Prozent der Patient(inn)en unserer Palliativstation wieder nach Hause gehen können“, erklärt Andrea. Die diplomierte Krankenschwester arbeitet seit sieben Jahren auf der Palliativstation und gemeinsam mit Oberarzt Dr. Otto Gehmacher geht sie neben ihrer Tätigkeit als Stationsleitung in Schulen und bringt Jugendlichen das Thema Palliative Care näher.

Die Idee dahinter entstand 2022 als das Sterbeverfügungsgesetz in Österreich geändert und der assistierte Suizid erlaubt wurde. Mit dieser Änderung entstand bei Otto auch der Wunsch, Jugendliche darüber aufzuklären, ihnen die Themen Palliativarbeit, Sterben und Tod näherzubringen. Als er mit dieser Idee auf Andrea zukam, war sie sofort Feuer und Flamme:

Andrea Moosbrugger, Dr. Otto Gehmacher
Andrea Moosbrugger, Nurse, Facial expression, Chin, Forehead, Skin, Happiness, Collar, Jaw, Smile, Neck, Tooth

„Ob in den Medien oder in Computerspielen, Jugendliche sind ständig und überall mit dem Tod konfrontiert. Doch echte Gespräche darüber werden vermieden, denn es ist ein unbequemes Thema. Durch unsere Schulbesuche haben wir gemerkt, dass sich die Jugendlichen sehr wohl darüber Gedanken machen und teilweise sehr reflektiert sind.“

– Andrea Moosbrugger

Statt Frontalunterricht wird die zweistündige Unterrichtseinheit von den Mediziner(inne)n und Pflegekräften interaktiv und vielfältig gestaltet. „Zum Einstieg und zur Auflockerung starten wir mit einer Fragerunde: Wer ist Ärztin bzw. Arzt und wer ist Pflegerin bzw. Pfleger? Es ist oft ganz amüsant, wie die Schüler(innen) uns einschätzen“, erzählt Otto schmunzelnd. Danach gibt es einen Input über den Alltag im Krankenhaus, mit Fokus auf die Palliativstation. „Uns ist wichtig, die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Pflege zu zeigen“, erklärt Andrea. Daran anschließend gibt es Platz für offene Fragen und eine Diskussion, wo allerhand Fragen aufkommen, vom Gehalt bis hin zum Umgang mit schweren Schicksalsschlägen.

Nach der Diskussionsrunde wird mit den Schüler(inne)n eine Patientengeschichte besprochen und auch hier stellt sich die Frage: Was würden die Jugendlichen machen? Wie damit umgehen und wie entscheiden? Oft zeigt sich, dass diese schweren Geschichten auch ein Fünkchen Hoffnung beinhalten. Das zeigt sich auch bei der Gestaltung des Trauerposters, auf welchem eine Amphore abgebildet ist.

„Die Tränen zeigen die Gefühle der Trauer und die Sonnen zeigen, was man machen kann, damit es einem wieder gut geht“, erklärt Andrea. „Zum Schluss gibt es ein Quiz mit kleinen Belohnungen, um das Ganze wieder aufzulockern“, beschreibt Otto und ergänzt: „Wichtig für uns ist, und das erklären wir auch zu Beginn: Wem das Thema zu viel wird, darf das Klassenzimmer verlassen. Daher klären wir auch im Vorfeld ab, ob jemand gerade einen Verlust erlitten oder ein anders sensibles Thema hat.“

Andrea Moosbrugger, Nurse, Facial expression, Chin, Forehead, Skin, Happiness, Collar, Jaw, Smile, Neck, Tooth

„Manche Klassen sind stiller, manche lauter. Doch am Ende ist es immer wieder interessant zu sehen, wie viel die Jugendlichen wirklich mitgenommen haben. Sie fühlen sich dann wie kleine Palliativ-Profis. Das positive Feedback bestärkt uns in unserer Arbeit und zeigt, wie wichtig es ist.“

– Andrea Moosbrugger

Kein Thema über das man spricht. Das Thema könnte die Jugendlichen überfordern – das waren die Befürchtungen, bevor das Projekt gestartet wurde. Doch es kam anders: „Es zeigt sich, dass die Jugendlichen informiert werden und sich mit dem Sterben und dem Tod auseinandersetzen wollen. Oftmals haben sie sogar weniger Hemmungen als Erwachsene darüber zu sprechen“, sagt Otto.

Gestartet haben sie mit rund zwölf Klassen. Mittlerweile gehen sie in etwa 60 Klassen und sprechen darüber. Was die Schüler(innen) schätzen ist die Authentizität und die praxisnahen Inhalte, die vermittelt werden.

Und auch die Lehrpersonen sind begeistert von dem Projekt erklärt Andrea: „Viele Lehrpersonen laden uns jedes Jahr wieder ein, weil sie den echten Einblick in die Palliativarbeit und den Umgang mit dem Tod als äußerst wertvoll ansehen. Es ist auch schön, wenn wir von den Jugendlichen Kommentare wie: ‚Ich habe gelernt, dass ein Leben, das zu Ende geht, auch schön sein kann und nicht weniger wertvoll ist als ein gesundes Leben.‘ hören.“

Ein positiver Nebeneffekt des Projekts: Das Interesse für einen Beruf im Gesundheitswesen wird geweckt.

Andrea selbst entdeckte ihre Liebe zur Pflege während ihrer Entwicklungshilfe in Afrika. „Ich wusste, dass ich etwas mit Menschen machen möchte, aber dort wurde mein Interesse für die Pflege geweckt und ich mache es immer noch unglaublich gerne. Die Arbeit gibt mir so viel zurück: Wertschätzung, Dankbarkeit und wunderschöne Momente.“ Ein wichtiger Faktor, die sowohl Andrea wie auch Otto schätzen, ist die Zusammenarbeit im Team. Sie teilen Belastendes ebenso wie Schönes. Tauschen sich aus, unterstützen sich gegenseitig, ergänzen sich. Denn obwohl beide immer wieder die schönen Seiten betonen, es ist nicht immer einfach. Tragische Geschichten, die einem emotional Nahe gehen, stehen an der Tagesordnung.

Andrea Moosbrugger, Nurse, Facial expression, Chin, Forehead, Skin, Happiness, Collar, Jaw, Smile, Neck, Tooth

„Wir sind tagtäglich mit der Endlichkeit konfrontiert. Das Leben kann sich schnell ändern und vorbei sein. Dadurch wird einem bewusst, dass man die Zeit, die man hat, genießen muss. Ob mit Dingen, die man gerne tut oder mit Menschen, die man gerne um sich hat.“

– Andrea Moosbrugger

Beide sind gerne in der Natur unterwegs. Dort finden sie ihren Ausgleich zur Arbeit, ob beim Radeln, Skifahren oder Wandern. „Wichtig ist auch das soziale Umfeld, das einen trägt. Aber die Arbeit ist für mich sehr erfüllend. Palliative Care goes school ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Denn der Kontakt zu den Jugendlichen zeigt mir immer wieder auf, wie es für Außenstehende ist. Es sorgt für einen Perspektivenwechsel, der guttut“, erzählt Andrea. Deshalb haben beide den Wunsch, dass das Projekt weitergeführt und ausgeweitet wird. Sie mit dem Thema noch mehr Jugendliche erreichen.

Facial expression, Chin, Forehead, Skin, Happiness, Collar, Jaw, Smile, Neck, Tooth

„Ich wünsche mir, dass Fröhlichkeit und Humor auch am Lebensende Platz haben. Dass die Menschen keine Angst im Umgang mit Menschen, die mit Krankheit und sterben konfrontiert sind, haben. Es sind die alltäglichen Gespräche und das Interesse an der Person, die entscheidend sind. Kranke, alte Menschen sollten nicht an den Rand der Gesellschaft geschoben, sondern in der Mitte der Gesellschaft wahrgenommen werden.“

– Dr. Otto Gehmacher

Mit dem 1. Palliativem Straßenfest leb.endlich am 28. Juni 2025 öffnet die Palliativstation am LKH Hohenems ihre Türen. Ein Tag, um das Leben zu feiern. Ein Tag, im Zeichen der Freude und des Miteinanders. Jede(r) ist herzlich willkommen!

  • Was: Ein Markt mit Informationen zu gelebter Sorgekultur, kreativen Projektideen, Verkaufsständen, Kulinarik, Musik, Buch, Präsentation, Tag der offenen Tür auf der Palliativstation und vielem mehr.
  • Wann: Samstag, 28.06.2025, von 10:00 bis 21.00 Uhr
  • Wo: Vor den Toren der Palliativstation LKH Hohenems, Bahnhofstraße 31, 6845 Hohenems